Monika Bartholomé - Lines Fiction ★ Zeichnung & Animation ★

Monika Bartholomé

Lines Fiction: Die beiden Animationen, die du hier auf dieser Website zeigst gehen auf unterschiedliche Weise mit dem bewegten Bild um.
Lass uns erstmal über deinen Film „Brenda, Lee“ sprechen. Du präsentierst ihn als animierte Diashow, aber die längste Zeit war das Projekt eigentlich ein Film auf Papier. Wie hast du die Serie gezeigt bevor du dich entschlossen hast die Bilder in Bewegung zu bringen?

Monika Bartholomé: Die Serie der Aquarellzeichnungen
„Brenda, Lee“ war zunächst als Block auf einer Wand angelegt, die ca. 6 Meter lang und 4 Meter hoch ist. So ist die Situation bei mir im Atelier in Köln. Diese Form der Hängung ermöglicht das „In-Beziehung-setzen“ der einzelnen Zeichnungen und Texte zueinander, da man alle Zeichnungen, Texte und Namen gleichzeitig vor sich sieht. Im Hinundherschauen, auch eine Form der Bewegung, entstehen Verknüpfungen, Geschichten, z.B. von Bild und Textaussagen, die mit dem Prozess des Erinnerns zu tun haben. Die unterschiedlichen Kombinationen, die man als Betrachter vornimmt, sind mit eigenem Erleben, schon Gesehenem und Vergleichen belegt. Alle meine Vor – Bilder – Serien haben die Wahrnehmung, in diesem Fall die Betrachtung von Kunst zum Thema.

Meine Zeichnungen zitieren Gemälde der klassischen Moderne – vornehmlich Hopper, aber auch Kirchners Milli und Frenzi, Munch, Modersohn-Becker.

Die Bilder von Edvard Hopper sind ja schon häufig mit Filmstills verglichen worden. Das Ausschnitthafte und vor allem seine Lichtführung und die damit einhergehende räumliche Gestaltung seiner Bilder, (z.B. sieht man nie die Lichtquelle, sie liegt immer außerhalb des Bildes, quasi um die Ecke), trägt dazu bei.
Bei einer Ausstellung in München, wo mir eine 18 Meter lange und 12 Meter hohe Wand zur Verfügung stand, probierte ich die Hängung als Linie, d.h. alle Zeichnungen wurden wie ein Filmstreifen hintereinander gesetzt, aufgehängt.
Dann kam noch etwas Entscheidendes hinzu.Bei der Eröffnung spielte eine Pianistin wenig bekannte Stücke von Eric Satie und man saß direkt vor der Wand, schaute also beim Zuhören nicht auf den Flügel und die Pianistin, sondern auf die Zeichnungsreihe, etwa so, wie früher im Kino Stummfilme gezeigt wurden. In dem Moment war eigentlich die Idee geboren, tatsächlich das Medium Film auszuprobieren.

Vielleicht liegt Interesse gar nicht so sehr beim Medium Film selbst, sondern an der Frage, wie entsteht eine Zeichnung, wie sehe ich, wie finde ich, wie gerät das, was ich sehe, im eigentlichen Sinne des Wortes, in Bewegung, in welche Stimmung gerate ich, was bringe ich in meinem Gehirnskasten schon mit und wie verknüpfe ich alles miteinander.

Lines Fiction: Dieser andere Schwerpunkt in deinen Animationen wird in der Filmsammlung „zu Besuch“ deutlich.
Von einem Kamerawinkel über dem Zeichntisch aus sehen wir zu, wie die Zeichnung entsteht, und wir sehen deine Hände zeichnen. Wie kamst du dazu?

Monika Bartholomé: 2010 habe ich zunächst mit Computeranimationen im Zusammenhang mit meiner Beschäftigung mit den Netsuke und den japanischen Holzschnitten, begonnen.
Ich wollte nur einige kleine Bewegungen in den Bleistiftzeichnungen in Bewegung bringen, einen Daumen drehen, die Augen bewegen, etc. Da ich aber nicht ergebnisorientiert zeichne, hab ich mich damit sehr schwer getan, außerdem gefielen mir die Linien nicht, alles wurde mir zu künstlich.
Mein zeichnerisches Vorgehen, was ich immer mit dem Satz „mit den Augen der Hand folgen“ beschreibe, brauchte eine andere Art von Umsetzung. Ich habe schon immer gerne mit Folien gearbeitet, die ich übereinandergelegt und verschoben habe, meine Muster sind aus diesen Verschiebungen und Dopplungen entstanden. Dann gibt es noch die „Schiebekästen“ aus den 90iger Jahren, die wie kleine Bühnen angelegt sind und wo man durch einfaches Verschieben und Verdecken von Holztäfelchen immer wieder neue Blickwinkel und Bilderräume erschaffen, bzw. verdecken kann. Ich liebe es außerdem, zu spielen, auszuprobieren und auf das Entstandene zu reagieren.
Außerdem ist für mich das weiße Blatt Zeichenpapier nicht einfach nur ein weißes Blatt Papier, sondern ein unendlicher Lichtraum, der durch die Linien, die darüber liegen hervorgehoben wird. Insofern unterstützt das Licht unter, bzw. hinter dem Papier, vergleichbar einem Lichtbild, genannt Dia, diese Sehweise.
Aus all diesen Gründen habe ich mich von der Animation verarbschiedet und die Bewegung durch das Verschieben der übereinandergelegten Blätter und die Bewegung des Zeichenvorgangs in den Vordergrund gerückt.
Ich zeichne lieber auf Papier, als das ich am Computer sitze, das Handgemachte, die Realzeit, der man als Betrachter ausgesetzt ist, all das ist mir wichtig und es ist erstaunlich, wie sehr das Einfache manchmal das Richtigere ist.
Ich filme also das Zeichnen über einem Leuchttisch, man ist ganz nah an dem Prozess des Entstehens einer Zeichnung dran. Ich arbeite nicht mit Filmschnitt, übrig geblieben ist nur der Zoom und die beiden Zeichenpapierblätter, die ich verschiebe und drehe und wende.


www.monikabartholome.de

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